Vom Leben einmal durchgerüttelt, und jetzt wieder da – als Neues Ich

Auf meiner Homepage ist es mir besonders wichtig, dass ihr einen Einblick von mir bekommt. Einen kleinen Einblick in meine Welt und auch wie ich dazu gekommen bin, mich selbstständig, die bodenständige und qualifizierte Cranio Sacral Prakter-Ausbildung mit Abschluss zu machen. Die daraus entstande Diplomarbeit habe ich einer Emotion gewidmet, dich ich mir zuvor niemals so ausgemalt habe.

Trauer.

Eine Diplomarbeit der Trauer zu widmen ist für mich besonders wichtig, weil ich finde, dass es noch viel zu oft zum Tabuthema gemacht wird. Trauer ist keine Krankheit, sondern wenn man sie zulässt und durchlebt, birgt sie eine riesengroße Chance für den Betroffenen in sich. Da ich auch nicht viele Cranio Praktikerinnen in meiner unmittelbaren Nähe gefunden habe, die auch dieses Thema auf deren Seiten ansprechen, war es mir doch ein besonderes Anliegen, dass ich den Menschen eine Anlaufstelle dafür geben kann.

Auf meinen anderen Seiten dieser Homepage habt ihr schon lesen können, dass mich und uns ein schwerer Schicksalsschlag ereilt hatte. So einen, den man sich gewiss nicht mit jungen 29 Jahren und zwei kleinen Kindern vorstellen mag.

Mein Mann ist leider im April 2020 ganz plötzlich ohne Vorerkrankungen und ohne Vorwarnung verstorben. Trotz funktionierender Rettungskette wurde das vom Schicksal einfach so bestimmt. Der Boden wurde uns allen unter den Füßen weg gerissen und damals dachte ich wirklich, ich werde wohl nie wieder lachen können, ohne dass es weh tut. Mein großes „Glück“ war in diesen Zeiten freilich, dass ein großes Netzwerk um uns alles mögliche gemacht hat um uns zu helfen. Doch keiner kann ein Loch füllen oder die Zeit überbrücken. Vor allem jedoch am Abend ist man dann doch wieder alleine und alle Gefühle, Emotionen und auch Ängste kommen wieder hoch.

Obwohl ich damals die Cranio Sacrale Körperarbeit bereits kannte, war mir nicht bewusst, dass es auch in Sachen Trauer zusätzlich helfen kann. Zum Glück hatte ich eine tolle Praktikerin an unserer Seite, die mir das auch mitgeteilt und uns durch diese Täler begleitet hat. So oft habe ich mir gedacht, ich kann einfach nicht mehr reden… manchmal will man auch nichts mehr reden, sondern einfach nur irgendwie zur Ruhe kommen.

Cranio kann all das. Natürlich können auch Erinnerungen hoch kommen, jedoch kann man dies nicht steuern. Nur wenn das Unterbewusstsein bereit dazu ist, wieder Platz zu machen und etwas Vergangenes los zu lassen kommt es dazu. Was für mich auch immer sehr wertvoll in dieser Zeit war, dass mir bewusst gewesen ist, dass ich nicht reden MUSS, aber ich KANN wenn ich möchte. Das hat mir persönlich sehr viel Druck raus genommen.

Heute bin ich mir absolut sicher, dass ich nur durch die wertvolle Arbeit der Cranio Sacralen Körperarbeit wieder so schnell zurück ins Leben gefunden habe.

Wenn man die Trauer also in sein Leben integriert und zulässt, dann ist sie eine sehr große emotionale Kraft, die unser Leben bereichert. Man will und kann das in der Anfangszeit gar nicht verstehen. Erst nach einer gewissen Zeit sieht man auch selbst als Betroffener wie viel man ganz alleine erreicht und alles geschafft hat wenn man Trauer zulässt und nicht weg drückt. Nur durch das Zulassen unserer eigenen Trauer sind wir fähig, Menschen, die Ähnliches erlebt haben wie wir, mitfühlend zu verstehen. Genau wie die Wut hat auch die Trauer viele Gesichter. Betroffenheit, Verlassenheit, Ausweglosigkeit und Einsamkeit sind die Boten der Trauer. Diese ganzen Empfindungen sind schmerzhaft und jeder der einmal in Trauer war, kann dies absolut nachempfinden.

Droht einem Betroffenen nun die Trauer zu überwältigen, verhält sie sich ähnlich wie ihr Spielpartner die Wut. Beide werden von unserer intelligenten Psyche verdrängt. Diese Verdrängung wiederum hilft jedoch dem Betroffenen beim emotionalen Überleben. Die Trauer wird also im Schatten zwischengelagert, und kommt später dann immer wieder in Wellen hervor. Selbst Jahre nach einem Verlust kommt sie „portionsweise“ aus uns heraus. Diesen Vorgang lenkt unsere Psyche und unser Unterbewusstsein, denn die geben immer nur so viel raus, wie der Mensch auch wirklich verarbeiten kann.

Trauer und Wut gehen oft einher. Von der Gesellschaft wird Trauer – wenn sie öffentlich ausgelebt wird und man in Tränen ausbricht jedoch eher anerkannt als Wut. Oft ist es aber bei Betroffenen so, dass jene die „nahe am Wasser gebaut“ sind, die Wut hinter ihren Tränen verstecken. So bekommt man Mitgefühl und wird umsorgt. Jemand der dauerhaft nörgelt oder einfach schnell „aus der Haut fährt“ erhält wenig bis gar kein Verständnis. Hier handelt es sich aber auch sehr oft um verdrängte Trauer, bzw. kann der Betroffene eventuell einfach auch keine Gefühle (Tränen) zulassen.

Wut und Trauer – beide Emotionen streben nach Ausdruck. Ein emotionaler Überdruck kann sich also in trauernde Wut oder wütender Trauer entladen. Je nach Situation wird also mal Trauer, mal die Wut ausgedrückt.

In den letzten zwei Jahren habe ich mich mit beiden Kindern wieder vollkommen ins Leben zurück gekämpft. Mit allen Wellen, Höhen und Tiefen, welche die Trauer so mit sich bringt. 2021 habe ich noch als Ordinationsassistentin gearbeitet und auch dazu die Ausbildung gemacht und abgeschlossen. Mein Wunsch, näher bei den Kindern sein zu dürfen und den Stress das alles alleine irgendwie auf die Reihe zu bringen abzugeben, wurde mit jeder Woche größer. Ich merkte einfach, dass es etwas anderes geben muss, als sich jeden Tag förmlich „abzustrampeln“.

Dann kam mir die Ausbildung zur diplomierten Cranio Sacral Praktikerin doch wie gerufen. Ich merkte bereits im ersten Modul, dass DAS genau MEINS ist. Absichtslos und achtsam arbeiten – und das auch noch von Zuhause aus. Ohne meine Schwiegereltern, die meine Kinder und Tiere während der Ausbildung liebevoll umsorgt haben, hätte ich diesen Traum jedoch niemals verwirklichen können. Dafür bin ich den beiden auf ewig dankbar.

So wurde also der Traum einer Arbeitsmöglichkeit durch einen der härtesten Schicksalsschläge der Menschlichkeit, zur Wirklichkeit.

Daher ist neben Entspannung, Wohlfühlen und Selbstheilungskräfte durch die Cranio aktivieren, mir dieses Thema zusätzlich ans Herz gewachsen.

Bis bald,

Deine Tina